Als Mädchen wäre ich gerne in die Ballettstunde gegangen. Aber da mir meine Eltern schon Reitstunden finanzierten und ich später intensiv für Wettkämpfe im Voltigieren trainierte, lag Ballett nicht auch noch drin. Da man beim Voltigieren – also dem Turnen auf dem Pferd – auch beweglich sein musste, baute die Trainerin immerhin ab und zu ein paar Ballettübungen ein.
Mit 41 Jahren sah ich in Bern die Werbung einer Tanzschule: «Ballett für erwachsene Anfänger» stand auf dem Flyer. Mit über 40 noch mit Ballett anfangen? Wahrscheinlich keine gute Idee, dachte ich, meldete mich aber für eine Schnupperstunde an.
Heute bin ich zehn Jahre älter und besuche drei Mal pro Woche eine Ballettklasse. Seit dem Voltigier-Training als Teenager hat mich nie mehr ein Hobby derart begeistert wie das Ballett. Ballett sieht auf der Bühne schwerelos und unangestrengt aus. Aber Profi-Tänzerinnen und Tänzer sind nicht nur wahnsinnig athletisch, sondern dazu noch Künstlerinnen und Künstler. Sie erzählen mit ihren Körpern ganze Geschichten.
