Damit kann ich alles auslöffeln

Offensichtlich haben mehrere Generationen von Kindern zur Taufe das gleiche Besteck-Set mit einer Gabel, einem Messer und einem Löffel geschenkt bekommen. Als ich auf der Redaktion erzählte, dass ein Kinderlöffel mit einem eingravierten Hasen zu meinen Lieblingsgegenständen gehört, sagte mein Kollege: «Genau so einen hatte ich auch!»

Ich hatte das «Häseli-Löffeli» – so nannte ich es als Kind – etwas aus den Augen verloren. Bei einem Besuch in meinem Elternhaus entdeckte ich es aber plötzlich wieder. Es lag in der Besteckschublade. Auch das Messer mit der gleichen Gravur war noch da. Keine Spur allerdings von der Gabel. Ich fragte meine Mutter, ob ich das Besteck mitnehmen könnte, und seither liegt es in meiner Küchenschublade.

Das Messer lässt sich nicht wirklich für etwas verwenden. Es ist klein, hat eine abgerundete Spitze und schneidet nicht. Kindergerecht eben. Der Löffel kommt aber regelmässig zum Einsatz. Lustigerweise meistens für die gleichen Speisen und Getränke, die ich schon als Kind mochte. Schoggi-Joghurt und kalte Milch mit Schoggi-Pulver. Dafür verwende ich das «Häseli»-Löffelchen.

Dabei muss ich oft daran denken, dass ich den Löffel jeweils in meinem Kindergartentäschchen mitgenommen habe. Mit einem Joghurt. Alles schön verpackt in einem Plastiksäckli. Wer ein Joghurt zum Znüni mit in den Kindergarten nahm, durfte nicht auf dem Tabourettli im Kreis sitzen bleiben, sondern musste sich davor knien und den Becher so leer löffeln. Schliesslich sollte es keine Flecken auf die Kleider geben.

Ich weiss noch, dass mir das immer etwas peinlich war: Ich löffelte mein Joghurt kniend vor meinem Stühlchen, die anderen Kinder sassen im Kreis und bissen in ihre Sandwiches, Bananen oder Ovo-Sport-Riegel. Heute darf ich zum Glück am Tisch sitzen bleiben, wenn ich mein Schoggi-Joghurt mit dem Hasen-Löffel löffle.