Als Altin Nika 2011 im Erdgeschoss eines Wohnblocks im Zentrum von Shkodra seine Praxis für psychologische Beratungen eröffnete, erschien in den frisch gestrichenen Räumen in den ersten vier Tagen kein einziger Mensch, obwohl der damals 24-jährige Psychologe viel Werbung gemacht hatte. Am fünften Tag kam ein Mann durch die Tür, stellte sich mit verschränkten Armen hin und sagte: «Warum zum Teufel wollen Sie mit Menschen über Gefühle reden?»
Lachend erzählt Altin Nika diese Episode im Mai 2022. «Ich war der erste Psychologe in der Region. Die Leute verstanden nicht, was das ist.» Der Terminkalender von Shërbimeve Psikologjike ist inzwischen stets voll, und in Nikas Praxis arbeiten zwei weitere Psychologinnen und ein Psychologe. Einer der drei Therapieräume ist auf Kinder ausgerichtet. Er ist bunt gestrichen, in einem Regal stehen Spielfiguren, Stofftiere und Farbstifte.
Mit den Kindern angefangen
Weil der Start der Praxis derart harzig verlief, änderte Nika seine Strategie und beschloss, sich vorerst auf Kinder und Jugendliche zu konzentrieren. «Ich dachte: Eltern mit schwierigen Kindern könnten ein Interesse daran haben, die Probleme zu lösen, und sich so für meine Arbeit interessieren.»
Er verteilte Flyer in Kindergärten und Schulen. Der Plan ging auf: Bald kamen Eltern mit ihren Kindern vorbei. Und dann begannen immer mehr zu fragen, ob sie vielleicht auch mal allein vorbeikommen könnten.