Als ich vor dem Kloster Engelberg stand, anklopfte und Mönch werden wollte, war einer der Gründe für meinen Entschluss, dass ich es zu Hause nicht mehr aushielt: Weg aus dem stürmischen Zürich, weg von meiner Freundin, weg von dieser Beziehung, von der ich nicht recht wusste, wie ich sie beenden sollte.
Vielleicht ins Kloster eintreten? Als ich meiner Freundin sagte, ich wolle Mönch werden, war dieser Überraschungscoup der Knock-out für die Beziehung. Ich brauchte mich gar nicht mehr weiter zu erklären, alles schien klar: Ab ins Kloster! Als ich dann den Arbeitskolleginnen und -kollegen im Advokaturbüro in Zürich vom Kloster berichtete, meinte einer, dass das Kloster aber eine gar kleine Welt sei. Fast ein bisschen stolz gab ich zurück: «Aber eine tiefe Welt, voller Mystik!» «Was weisst du denn schon von Mystik?», kam die Retourkutsche.
Mystik konkret: Alles verschenken?
Zum Klostereintritt gehörte meiner Meinung nach, dass in dieser neuen Welt nichts mehr gebraucht werde. So hatte ich alles, was ich besass, verschenkt, ausser meiner CD-Sammlung, die nahm ich mit. Ich dachte heimlich, dass ich im Kloster sicher Zeit finden würde, sie zu hören – obwohl ich mich ja eigentlich gerade auch von diesen kleinen Extras lösen wollte.
Wie viele andere Menschen, die sich in ein Kloster zurückziehen – und von denen ich später einige kennenlernte –, hatte ich vor, etwas in meinem Leben zu verändern. Denn die Devise «alles erobern, koste es, was es wolle», hatte Schiffbruch erlitten. In der Arbeit, im Freundeskreis, bei den einmal gesteckten Zielen war mir alles zu eng geworden oder besser: Ich hatte mich bei vielen Aufgaben masslos überschätzt.
