Recherche 28. Januar 2018, von Christoph Knoch

Vielfältig und ohne Zwang

Kirchen

Anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen fand eine ökumenische Feier im Berner Münster statt. Dort war schon vor 200 Jahren die Ökumene ein Thema

In einem ökumenischen Gottesdienst feierten Vertreter unterschiedlichen christlichen Konfessionen im Berner Münster den Abschluss der diesjährigen weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen (siehe Kasten). In seiner Predigt erinnerte der katholische Priester  Christian Schaller die vielen Gottesdienstbesucher daran, dass im Münster 1799 hinter der Chorschranke die erste katholische Sonntagsmesse seit der Reformation stattgefunden habe. Schaller zitierte aus den Memoiren des Priesters Gregor Girard aus Fribourg von 1804: «Ich wünsche mir so sehr, ohne Trennwand am gleichen Tisch gemeinsam das Brot zu teilen, nachdem alle sich mit dem ‹baiser de paix› gegrüsst haben.» In Bern habe Girard wahre Toleranz gelernt.

Abendmahl nach Herrnhuter Tradition

Der ökumenische Gottesdienst im Münster war geprägt von einem freundlichen und friedlichen Miteinander der verschiedenen Konfessionen. So liessen sich beispielsweise viele zu Tisch laden für die Mahlfeier nach Herrnhuter Tradition, auch wenn diese für die Mehrheit wohl ungewohnt war. Das Wechselspiel vom Organisten Daniel Glaus und dem Ensemble Voce Umana machte von Beginn der Feier an klar, dass gemeinsames Feiern in Vielfalt und ohne Zwang zur Uniformität im jährlichen Gottesdienst zur Gebetswoche inzwischen selbstverständlich geworden ist – auch wenn die grosse Organisation alle Jahre eine neue Herausforderung ist.

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Gebetswoche für die Einheit der Christen

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen findet weltweit jedes Jahr vom 18. bis 25. Januar zwischen den Gedenktagen für das Bekenntnis des Apostels Petrus und die Bekehrung des Apostels Paulus statt. Seit 1968 wird diese gemeinsam vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Kommission Glaube und Kirchenverfassung vom Ökumenischen Rat der Kirchen vorbereitet.

Das diesjährige Motto lautete: «Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke» (Exodus/2 Mose 15,6). Die Texte für die Gebetswoche werden jeweils von einer anderen Region der Welt vorbereitet – heuer von einer ökumenischen Gruppe der Kirchen auf den Bahamas. Sie haben in der Liturgie Erfahrungen von Sklaverei und Befreiung in Lesungen, Gebeten und Liedvorschlägen miteinander verwoben.

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