Die gute Nachricht zuerst: In den Gesamtkirchlichen Diensten der reformierten Zürcher Landeskirche verdienen die dort tätigen 70 Frauen und 36 Männer gleich viel. Das ergab eine Analyse mit dem Lohngleichheitsinstrument des Bundes (Logib), wie die Landeskirche am 7. Juni mitteilte. Demnach verdienen Frauen 0,5 Prozent weniger, was jedoch im Bereich der statistischen Zufälligkeit liege, wie Harry Nussbaumer, Leiter des Personaldienstes erklärt.
Somit lässt sich keine statistisch signifikante unerklärte Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern ausmachen. Die 0,5 Prozent liegen weit unter der bei Logib-Analysen angewandten Toleranzschwelle von 5 Prozent und dem Benchmark für den öffentlichen Sektor von 6,8 Prozent.
Helena Trachsel, Leiterin der Fachstellung für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich zeigt sich zufrieden: «Das ist ein positives Resultat. Bei den gesamtkirchlichen Diensten gilt gleicher Lohn für gleiche Arbeit.»
Für die Analyse nach einem standardisierten Verfahren wurden die auf Vollzeit standardisierten Bruttolöhne verwendet. Um sie untereinander zu vergleichen, wurden individuelle Faktoren wie Ausbildungsniveau, Dienstalter und Lebensalter berücksichtigt sowie arbeitsplatzbezogene Faktoren wie die berufliche Stellung und das Kompetenzniveau.
Leitung ist Männersache
Das Resultat der Logib-Studie beinhaltet aber noch eine zweite, weniger erfreuliche Nachricht: Vergleicht man nur die individuellen Faktoren, zeigt sich ein Lohn-Plus von 5,4 Prozent für die Männer.
Der Grund ist, dass Frauen in den Stellen, die höchste Kompetenz erfordern, sowie im oberen und mittleren Kader – also in den Bereichs- und Abteilungsleitungen – deutlich untervertreten sind. Tatsächlich gibt es in den Gesamtkirchlichen Diensten in Zürich nur eine Abteilungsleiterinnen gegenüber vier Abteilungsleitern und nur zwei Bereichsleiterinnen gegenüber sieben Bereichsleitern.
Laut Nussbaumer erhält die Landeskirche auf Kaderstellen deutlich weniger Bewerbungen von Frauen als von Männern. «Wir müssen uns fragen, was unser Anteil ist», so Nussbaumer. «Hat es damit zu tun, dass solche Stellen überwiegend Vollzeitstellen sind? Oder verwenden wir bei der Ausschreibung eine Sprache, die Frauen weniger anspricht?»
Die Gleichstellungs-Fachfrau Helena Trachsel betont: «Hier hat die Landeskirche viel Entwicklungspotential. Es ist bedauerlich, dass wenige Frauen in Führungspositionen arbeiten.» Wichtig seien etwa die gezielte Förderung von Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei neu ausgeschriebenen Stellen. «Flexibles Arbeiten darf kein Karriereknick sein.»
Laut Nussbaumer will die Landeskirche nun prüfen, wie die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen entsteht und Korrekturmassenahmen erarbeiten.
Die Löhne der Pfarrerinnen und Pfarrer wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Sie werden in einem nächsten Schritt mit Logib analysiert. Ebenfalls nicht erfasst wurden der Kirchenrat, dessen Lohn durch die Kirchensynode geregelt ist, und die Angestellten der Kirchgemeinden. Diese stellen ihr Personal selber an.
