Die Nagelprobe zuerst: Frau Fassbender, haben Sie Ihr Leben schon umgestellt? Elke Fassbender ist Kampagnenleiterin beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Heks, und sagt: Ja, sie kaufe grundsätzlich nur gebrauchte Handys und keine Kleidung, die sie eigentlich nicht brauche. Ein neues Stück komme nur noch in den Schrank, wenn ein altes ausgemustert werde. Heute fährt Fassbender mit dem Velo durch Bern, ins Büro nach Zürich reist sie mit dem Zug. Ihr Auto nutzt Sie nur noch im Notfall, auch wenn es schwer fällt: «Es kostet Überwindung, bei Kälte und Regen aufs Fahrrad zu steigen», gibt sie zu.
Und, fügt Elke Fassbender hinzu, früher sei sie innerhalb Europas geflogen, heute nehme sie dazu den Zug, wie kürzlich, als sie über Silvester Freunde in Barcelona besuchte. Für die Heks-Mitarbeiterin bedeutet der Zug ein Stück Lebensqualität. Die Reise wurde zum Erlebnis. Sie konnte sich mit den Mitreisenden unterhalten, Bücher lesen, einen Kaffee trinken und erlebte, wie sich die Landschaft, die an ihr vorbeizog, veränderte. «Es gab so viel zu sehen, dass ich nicht das Gefühl hatte, Zeit zu verlieren, obwohl ich zehn Stunden unterwegs war. Das zeigt: Weniger ist manchmal mehr.»
Verzicht und Solidarität
Fassbender ist mitverantwortlich, dass die Hilfswerke mit dem Slogan «Weniger ist mehr – jeder Beitrag zählt» an die Öffentlichkeit gehen. Zu lesen auf grossformatigen Plakaten, die einen gehetzten Kunden mit einem überladenen Einkaufswagen zeigen, während eine Afrikanerin ihre Schubkarre mit Gemüse vor sich herschiebt. Ziel der Kampagne sei es, sagt Fassbender, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, dass weniger Konsum mehr Lebensqualität bedeuten könne.
Zur christlichen Fastenzeit gehört es traditionell, den Gürtel enger zu schnallen, Verzicht zu üben und solidarisch zu sein. Seit vier Jahren thematisiert die ökumenische Kampagne die «Klimagerechtigkeit». Heks, Fastenaktion und «Partner sein» rufen dazu auf, mit «allen zur Verfügung stehenden Mitteln den CO2-Ausstoss massgeblich zu verringern». Heks ist überzeugt: «Jeder Beitrag zählt.» Was in der Fastenzeit gelebt und erlebt werde, sei auch die zentrale Botschaft für Klimagerechtigkeit: weniger Konsum, weniger Energieverbrauch, weniger Foodwaste – weniger CO2-Ausstoss.