Braucht es in der Spitalseelsorge eine Professionalisierung? Grundsätzlich ja, sagen die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK), die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und der Berufsverband Seelsorge (BSG). Die drei Organisationen hätten am 1. März, also in rund zehn Tagen, eine zu diesem Thema gemeinsam erarbeitete Charta unterzeichnen wollen.
Doch daraus wird nun nichts, wie aus einer gemeinsamen Medienmitteilung vom 18. Februar hervorgeht. «Die EKS kommt zum Schluss, dass sie die Charta in der vorliegenden Form aktuell nicht mittragen kann», schreiben die Verantwortlichen in ihrem Communiqué.
Ungelöste Personalfragen
Der Teufel steckt – wie so häufig – im Detail. Aus den 25 Mitgliedkirchen seien kritische Stimmen zu hören gewesen, sagt Esther Gaillard, EKS-Vizepräsidentin und zuständig für das Ressort Diakonie und Seelsorge, auf Anfrage von ref.ch.
Es habe sich gezeigt, dass die Charta als Positionierung missverstanden werden könne. Gewiss sei die Charta zu eingeschränkt formuliert gewesen und einige Mitgliedskirchen hätten diese deshalb nicht mittragen wollen. Uneins war man sich etwa in Fragen wie jener, ob eine Spitalseelsorgerin von einem Unternehmen aus dem Gesundheitswesen oder von einer Kirchgemeinde gestellt werden solle und wie Seelsorgegeheimnisse gewährt werden könnten.
Vorhaben weiterverfolgen
«Der EKS-Rat hat die Charta sehr wohlwollend aufgenommen. Die kritischen Rückmeldungen einiger Mitgliedkirchen haben uns erstaunt, aber gezeigt, dass der Wunsch nach einer Grundsatzdebatte besteht.» Dies benötige eine vertiefte Auseinandersetzung und etwas mehr Zeit. Gaillard selbst bedauert die Entwicklung. Sie habe Verständnis dafür, dass sich die SBK irritiert zeige über den nun angekündigten Rückzug der EKS.
Gaillard betont, dass die Charta für sie nicht das Ende einer Debatte markiert, sondern im Gegenteil an deren Anfang gestanden hätte. «Nun müssen wir einen Schritt rückwärts machen, aber ich hoffe, dass wir danach dafür solider unterwegs sind», hält sie fest. Aufgeschoben sei nicht aufgehoben, meint Gaillard: Die Charta solle überarbeitet und zu einem späteren Zeitpunkt unterzeichnet werden. «Wir wollen ökumenisch zusammenarbeiten und das Thema auf nationaler Ebene vorantreiben».
