Cool sein heisst: sich engagieren

Umwelt

Davoser Schulklasse führt Plastikrecycling in der Gemeinde ein und wird dafür von der Regierung geehrt.

Das World Economic Forum (WEF) 2019 bleibt den Schülern und Schülerinnen der dritten Realklasse in Davos in besonderer Erinnerung. Sie lernten während des Kongresses die Umweltaktivistin Greta Thunberg kennen. Die schwedische Gymnasiastin interessierte sich für den Einsatz der gleichaltrigen Davoser Jugendlichen und war beeindruckt vom Erfolg: Die Davoser Schüler erarbeiteten mit ihren Lehrern ein Konzept zur Plastikwiederverwertung in der Gemeinde.
Greta Thunberg beeindruckt
Ausschlaggebend für das Engagement der Davoser Schulklasse war ebenfalls ein Anlass während des WEF im Jahr zuvor. Eine Firma aus dem Digitaltechnologie-Bereich organisierte einen Vortrag mit dem amerikanischen Biologieprofessor Douglas McCauley zum Thema globale Plastikmüllproblematik auf der Erde. „Dass eine Petflasche eine längere Lebensdauer hat, als ein Mensch, schockierte mich“, erzählt Giulia Tarantino. "Der Vortrag hat uns so bewegt, dass wir beschlossen, etwas dagegen zu tun“, sagt Marco Rösch. Zusammen mit Giulia Tarantino, Mara Bleeker und Yvonne Aliesch gehört er zu den Sprechern der dritten Realklasse, die das Projekt realisierten. Das Engagement wurde jetzt sogar vom Landammann der Gemeinde Davos geehrt.
Gemeinsam erfolgreich
Konkret geht es um die Wiederverwertung von Plastikabfällen. In einem Pilotprojekt informierten die Jugendlichen der 3. Realklasse die Davoser Einwohner über die Plastikproblematik, welche auf die Menschen zukommt und zeigten Lösungen auf. 6500 Haushalte belieferten die Schüler mit Flyern über ihr Vorgehen gegen Plastikmüll. Vier lokale Ladenbesitzer stellten sich für den Verkauf der Sammelsäcke zur Verfügung und ein Supermarkt bot sogar Lagerplätze an. Im Rahmen einer öffentlichen Ausstellungswoche führten sie schliesslich eine Sammlung durch und übergaben die Säcke einer Transportfirma zum Abtransport ins Plastik-Recycling  in einen grenznahen deutschen Betrieb bei Schaffhausen. Die Gemeinde hat nun entsprechende Container bei der kommunalen Kehrichtmehrzweckanlage aufgestellt. Dass die Schüler und Schülerinnen der 3. Realklasse mit ihrer Aktion etwas bewegen konnten in der Gemeinde, macht sie stolz. Denn selbst die eigenen Kollegen und Kolleginnen hätten anfangs nicht an die Umsetzung der Idee geglaubt. „Wenn man etwas will, erreicht man es auch“, sagt Mara Bleeker rückblickend. „Wir haben es geschafft, weil wir alle daran glaubten und mitarbeiteten“, betont Yvonne Aliesch. Selbst im Arbeitsbetrieb des Vaters hänge jetzt eine Liste der Plastikabgabestellen und Informationen über die Folgen von Plastikmüll.
Verantwortung übernehmen
Dass guter Wille allein nicht ausreicht, wissen auch die Lehrpersonen der Realschule. Deshalb haben sie dafür gesorgt, dass die Schüler die nötigen Bedingungen erhielten ein solches Projekt umzusetzen. Dazu „opferten“ sie auch mal eine Lektion Sport, damit der gesteckte Zeitplan eingehalten werden konnte. Integrieren liess sich das Projekt sonst in fast alle Fächer. „Die Schüler kamen zeitweise sogar in der Freizeit um an dem Projekt zu arbeiten“, sagt Klassenlehrer Günter Schlichting. Das Ziel „eine nachhaltige Etablierung eines Entsorgungssystems in Davos für alle Zeiten“ zu schaffen, verfolgen die Jugendlichen weiter. Dabei brauchen sie die Mithilfe der Erwachsenen: „Wir hoffen, dass sich ein Umdenken in Davos breit macht“, sagt Marco Rösch, „die Gesellschaft muss Verantwortung übernehmen, sonst haben wir in wenigen Jahren mehr Plastik als Fische im Meer.“