Taboulé, Hummus, Couscoussalat und süsses Blätterteiggebäck: Was der Party-Service «Al Salam» anbietet, lässt das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die köstlichen orientalischen und afrikanischen Spezialitäten werden von anerkannten Flüchtlingen zubereitet, geliefert und serviert. «Bis heute haben wir über siebzig Mitarbeiteranlässe, Firmenessen, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Anlässe der reformierten Landeskirche ausgerichtet», sagt Markus Zogg, Sozialdiakon und Religionslehrer in der reformierten Kirchgemeinde Staufberg. Vor drei Jahren lancierte er das soziale Gastronomieprojekt mit dem Ziel, den Mitarbeitenden den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Die Dienstleistung, die auf Freiwilligenarbeit basiert, will Zogg nun professionalisieren.
Schlechte Perspektiven. Derzeit leben 1883 anerkannte Flüchtlinge im Kanton Aargau. Die meisten kommen aus Nordostafrika und den Kriegsgebieten in Nahost. 1242 sind im erwerbsfähigen Alter, also zwischen 18 und 65 Jahre alt, doch nur 270 gehen einer Erwerbstätigkeit nach – also nur etwa 20 Prozent. Obwohl immer wieder darüber diskutiert wird, wie sich der Einstieg ins Erwerbsleben erleichtern lösst, läuft die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt schleppend. Gemäss Doris Richner, Juristin beim Amt für Migration und Integration des Kantons Aargau, liegt das vor allem an den mangelnden Deutschkenntnissen der Betroffenen. Überdies sei es diesen oft nicht möglich, ihr Potenzial und ihre im Herkunftsland erworbene Berufsbildung gegenüber Arbeitgebern und Ausbildnern auszuweisen. Und: Es fehle an Praktikumsplätzen, um Erfahrungen im hiesigen Arbeitsmarkt zu sammeln, sowie an der Bereitschaft von Arbeitgebern, Menschen mit Migrationshintergrund zu beschäftigen. Im aktuellen Arbeitsmarkt sei die Anzahl niederschwelliger Arbeitsplätze rückläufig. Die Menschen aus dem Asylbereich konkurrieren hier mit einheimischen Arbeitslosen, so Richner.
Vorbereitung für Arbeitsmarkt. Markus Zogg kennt die Probleme der Flüchtlinge. «Ich erlebe immer wieder, dass sie kaum eine Zukunftsperspektive haben und früher oder später auf Sozialhilfe angewiesen sind. Dagegen gehe ich mit dem Gastronomie-Projekt an.» Derzeit arbeiten dafür etwa zehn Leute aus Nordostafrika und Nahost im Stundenlohn. Pro Anlass sind sechs bis sieben Personen im Einsatz. Zogg sagt: «Es sind gute Köche und Köchinnen, die ihre Arbeit gern machen.» Sie sammeln Erfahrungen, die sie später in eine Berufslehre oder den Arbeitsmarkt einfliessen lassen können. Um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, will Markus Zogg den Partyservice nach und nach professionalisieren. Ziel ist es, mehr Aufträge zu generieren, regelmässige Abnehmer und einen festen Produktionsstandort zu finden. Derzeit kochen sie in Schulküchen oder anderen Institutionen.
Mit dem Gastronomieberater Marcel Wissmann und Hansruedi Kemmler, der Köche ausbildet, hat Zogg zwei Fachleute an Bord geholt. Sie sollen die Mitarbeitenden coachen und dem jungen Unternehmen wichtiges Know-how vermitteln. Dann wird Reto Kaufmann, der ein gut vernetzter Verkaufsprofi sei, zwei Produkte aus dem aktuellen Angebot auf den Markt bringen. Vorgesehen dafür sind selbstgemachte Falafel und syrische Teigtaschen. Geplant ist ferner die Anschaffung eines multifunktionalen Gefährts, das an Anlässen als Take-away-Service gemietet werden kann.
Christliche Unterstützung. An das Potenzial des Projekts glaubt auch der Vorstand des Forums christlicher Führungskräfte. Letzten Frühling bedachte dieser den Cateringservice im Rahmen eines Wettbewerbs mit dem ersten Preis und einem Innovationspaket von Beratungsdienstleistungen im Wert von 5000 Franken. Gespannt warten Zogg und sein Team zudem auf die Resultate des Wettbewerbs für Social Business der Fachhochschule Nordwestschweiz. Es läuft unter dem Patronat des «Nationalen Programms zur Prävention und Bekämpfung von Armut. Zogg rechnet sich gute Chancen aus. Das Preisgeld in der Höhe von 20 000 Franken könnte das Projekt gut brauchen.
Der Kanton Aargau zeigt sich bezüglich Unterstützung noch zurückhaltend. Das Amt für Migration und Integration sei offen, bei Vorliegen entsprechender Projektunterlagen eine Unterstützungsmöglichkeit zu prüfen, sagt Doris Richner.