Plötzlich brachen alle Dämme

Mutmacher

Das Gespräch mit einem Sptialseelsorger tat Manuela von Ah  anders als erwartet ausgesprochen gut. 

Ich lag – einmal mehr innerhalb von wenigen Jahren – mit einer lebensgefährlichen Entzündung am rechten Arm im Zürcher Triemlispital. Das Antibiotikum schlug zunächst nicht an. Die Verzweiflung wuchs. Weil ich auf irgendeinem Formular angegeben hatte, dass ich katholisch bin – respektive als ziemlich ungläubiger Mensch dennoch aus sozialen Gründen Kirchensteuern bezahle –, stand eines Tages ein Seelsorger im Spitalzimmer. 

Ich verdrehte innerlich die Augen, denn ich reagiere auf alles Frömmlerische mit Ablehnung und kann mit kirchlichen Strukturen nichts anfangen. Wir begannen dennoch zu reden.

Als sich der Mann an meinem Bett als netter und feinfühliger Mensch ohne jegliche Missionarsallüren herausstellte, brachen nach einem kurzen, zunächst belanglosen Gespräch bei mir plötzlich alle Dämme. Ich weinte nur noch, liess die Tränen hemmungslos laufen. Und merkte, wie gut es tat, Wut und Trauer über mein Schicksal in diesem Moment einfach mit jemandem teilen zu können. 

Manuela von Ah, 60, ist stellvertretende Chefredaktorin bei der Zeitschrift «wir eltern»