Welche Verbindungen haben Sie zu Israel?
1979/80 habe ich als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes acht prägende Monate in Jerusalem verbracht. Ich habe während des Studiums erfahren, dass es weder «das» Judentum, «den» Islam noch die «Christen» gibt, sondern dass in Jerusalem eine Vielzahl verschiedener Lebensformen in den Religionsgemeinschaften zu erleben ist. Nahezu alle Varianten christlicher Kirchen pflegen ihre «Niederlassung» in Jerusalem.
Und seit jener Zeit pflege ich etliche Freundschaften und Kontakte, zudem hat meine Frau nahe Verwandte in Israel. Während eines mehrmonatigen Studienurlaubs 2012/13 habe ich mich vor allem auf die Präsenz der zahlreichen protestantischen Kirchen und Gruppen in Jerusalem konzentriert.
Wie haben Ihre Kontakte dort auf den Angriff des Iran am Wochenende vom 13. und 14. April reagiert?
Während der Woche nach Ostern, die ich in Jerusalem verbracht habe, war der 7. Oktober mit der Terrorattacke der Hamas und dem Einmarsch der israelischen Armee im Gazastreifen immer wieder Thema. Alle meine Gesprächspartner waren entsetzt über die vielen Toten. Unverständnis und Trauer über die Geiseln, Trauer über die Toten in Gaza herrschte vor. Über allem aber schwebte die dumpfe Sorge, ob es zu Attacken der Hisbollah aus dem Libanon oder vom Iran kommt. Nach dem Angriff am letzten Wochenende, meinten meine Freunde in Israel: «Zum Glück bist du wieder zurück in der Schweiz.» Es war für alle eine schlimme Nacht mit grosser Angst und Unsicherheit. Und im Umfeld meiner Bekannten hoffen alle, dass es nicht so weitergehen wird.