Sie und Ihre Mitstreiterinnen vom Verein Klima-Seniorinnen haben vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gewonnen: Die Richter gingen auf die Klage ein, dass die Schweiz die Menschenrechte der älteren Frauen verletze, das Land tue nicht das Nötige gegen die fortschreitende Klimaerwärmung. Hand aufs Herz, wie überrascht sind Sie über dieses Urteil?
Johanna Niederberger: Dass wir ernstgenommen werden, das hatte ich erwartet. Das EGMR sagte, dass die Schweiz unserem Verein vom Uvek bis zum Bundesgericht zu Unrecht kein faires rechtsstaatliches Verfahren gewährt hat. «Der Klimaschutz ist ein Menschenrecht», diese Aussage des EGMR hat mich gefreut, wenn auch überrascht. Auch über das weltweite Echo des Urteils bin ich überrascht.
Was bedeutet das Urteil für Sie persönlich?
Ich habe grosse Sorgen und fühle mich mitverantwortlich für die Zukunft von uns Menschen. Die Gletscher schmelzen, im Hochsommer wird das Wasser knapp, die Schutzwald- und Obstbäume verdorren und vieles mehr. Mit der Mitgliedschaft bei den Klima-Seniorinnen kann ich aktiv etwas tun. Dass wir vom EGMR recht bekommen haben, bedeutet mir viel und spornt mich zusätzlich an.