Während in Gaza Krieg herrscht und kein Ende der Gewalt in Sicht ist, ringen die reformierten Kirchen um eine gemeinsame Haltung. Ab dem 14. Oktober findet die Vollversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) in Thailand statt. Das Generalsekretariat legte ein Arbeitsbuch vor, das bereits jetzt zu Kontroversen führt.
Ein düsternes Bild
Darin zeichnen die Autorinnen und Autoren ein düsteres Bild der globalen Machtverhältnisse. Sie fordern, den «christlichen Zionismus», der an der biblischen Verheissung festhält, dass Israel die gottgegebene Heimat des jüdischen Volks ist, als Häresie zu verurteilen.
Die Stellungnahme hat die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) aufgeschreckt. Deren Präsidentin Rita Famos spricht von einem «ideologischen Papier». Die EKS hat in der WGRK durchaus Gewicht, stellt sie doch mit acht Personen eine der grössten Delegationen.
Die Macht des Imperiums
Die nicht namentlich aufgeführten Urheber des umstrittenen Arbeitsbuchs sehen die Welt von den USA und ihren Verbündeten versklavt. Staaten, die sich «nicht den Diktaten der treibenden Kraft des Imperiums unterwerfen», würden als Schurkenstaaten verunglimpft. Demokratie und Menschenrechte seien so definiert, damit jene Länder kritisiert werden könnten, die das Imperium herausforderten. Als unbeugsame Staaten zumindest mitgemeint sein dürften Autokratien wie Russland, China oder Iran.
Ohne ein Wort zum Terror der islamistischen Hamas zu verlieren, wird das Leid in Gaza als Brennglas beschrieben, das «die tödlichen Fähigkeiten des Imperiums offenbart». Die Palästinenser, die nur nach Freiheit und Lebensunterhalt strebten, würden «als unzivilisiert, barbarisch oder gar terroristisch angesehen». Der Konflikt sei «zum Symbol dafür geworden, was mit der Welt nicht stimmt». Den Zionismus brandmarkt die Arbeitsgruppe als eine kolonialistische Bewegung, die ihre Eroberungen und Vertreibungen mit der Bibel rechtfertige.