Gretchenfrage 05. Juni 2023, von Sandra Hohendahl-Tesch

«Ich bin sicher, dass Tiere eine Seele haben»

Gretchen

Die Tierschützerin Susy Utzinger beantwortet die Gretchenfrage. 

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Utzinger?

Religion ist dann etwas Gutes, wenn sie gut gelebt wird, nicht ausgrenzend oder fanatisch ist. Ich freue mich für jeden, der seinen Glauben gefunden hat und darin aufgeht, welcher Religion er oder sie angehört, ist für mich völlig zweitrangig. Das Wichtigste im Glauben ist der Anspruch, ein guter Mensch zu sein. Auch Tieren gegenüber. Ich kenne glücklicherweise einige Leute aus verschiedenen Religionen, die nach diesem Grundsatz leben. 

Was heisst es für Sie, Tieren gegenüber ein guter Mensch zu sein?

Respekt haben vor jedem Tier und der ganzen Schöpfung. Was mir sauer aufstösst, ist eine Auffassung im christlichen Glauben, dass Tiere keine Seele haben. Ich bin der Meinung, dass Tiere durchaus eine Seele haben und in ihrer Leidensfähigkeit den Menschen gleichgestellt sind. Wer das nicht erkennt, hat Probleme mit seiner Seele.

Wie steht es um den Tierschutz in der Schweiz?

Auch das beste Tierschutzgesetz der Welt nützt nichts, wenn die Leute nicht danach handeln. Es gibt noch viel Luft nach oben. Pelztragen zum Beispiel ist wieder in. Ein grosses Problem haben wir derzeit mit «animal cruelty», Tierleid-Inhalten auf Social Media: Ein Hund mit einer Glaskugel über dem Kopf generierte 32 Millionen Klicks! Wir betreiben viel Aufklärungsarbeit.

Wie hat der Ukrainekrieg die Arbeit Ihrer Stiftung beeinflusst?

Wir helfen geflüchteten Menschen in der Schweiz bei der Pflege und Versorgung ihrer Tiere. Wir leisten auch Hilfe vor Ort. Viele Menschen mussten ihre Tiere zurücklassen. Auf den Strassen spielen sich viele Tragödien ab, die immer grösser werden, weil die Tiere nicht kastriert sind, sich unkontrolliert vermehren. Freiwillige kümmern sich um sie. Wenn Mensch und Tier wieder zusammenfinden, spielen sich jeweils herzzerreissende Szenen ab.