Wer am Grossmünster vorbeigeht, kann es kaum übersehen: Das Steinlabyrinth in klassisch kretischer Form, das seit einigen Wochen beim Grossmünsterplatz mit weissen Pflastersteinen in den Boden eingelassen ist. Neben seiner Ästhetik hat es eine starke gesellschaftspolitische Dimension, eine Message, die es transportiert. Es steht für das Engagement der Frauen um Gleichberechtigung. 32 Jahre Geduld brauchte es, bis das Denkmal realisiert und am 21. März 2023 eingeweiht werden konnte.
«Ein Labyrinth ist ein Symbol der Weiblichkeit, eine Wiege von Sonne und Mond, die hin und hergeht», sagt Anna Leiser, die sich in den letzten zwei Jahren intensiv für das Projekt eingesetzt hat. «Es gibt zahlreichen Herrenplätze, Herrenwege, aber keinen einzigen Frauenplatz in der Stadt Zürich: Das wollten wir ändern», erzählt die 68-Jährige. Sie erinnert sich, alles begann anno 1991: Im Rahmen der Jubiläumsfeier 700 Jahre Eidgenossenschaft reichte eine Gruppe Frauen für den Wettbewerb «Zürich morgen» ihr Projekt ein: Ein Pflanzen- und ein Steinlabyrinth, mit dem Ziel, neue Begegnungs- und Umgangsformen im öffentlichen Raum zu praktizieren und zu kultivieren. Das Projekt wurde prämiert. Aber nur zur Hälfte realisiert.