Recherche 13. September 2019, von Sandra Hohendahl-Tesch

Innehalten mitten im geschäftigen Treiben

Kirche

Mehr als Shoppen: Im umsatzstärksten Einkaufszentrum der Schweiz, im Glattzentrum, kann man auch Ruhe finden oder beten.

Es ist der umsatzstärkste Konsumtempel der Schweiz: Das Glattzentrum in Wallisellen mit über 90 Geschäften und zahlreichen Restaurants, die sich auf mehrere Etagen verteilen. Rund 1800 Leute arbeiten hier; über neun Millionen Besucherinnen und Besucher decken sich jährlich mit Gütern ein.

Mitten drin – neu an prominenter Lage im obersten Stock – befindet sich seit 2016 der von der reformierten und katholischen Kirche gemeinsam finanzierte «Raum+Stille». Vier gemütliche Sessel, ein mandalaförmiger Teppich, angenehme Beleuchtung und warme Farben bestimmen die Atmosphäre – und laden zu einer Pause ein. «Entsprechend dem Publikum im Einkaufszentrum suchen uns vor allem jüngere Menschen auf», erzählt die katholische Seelsorgerin Mirjam Duff, die seit Beginn mit dabei ist. Beliebt ist der Raum aber auch bei den Mitarbeitenden des Zentrums. Kurzes Innehalten, beten, eine Kerze anzünden oder reden – der Raum steht allen Religionen offen.

Das Gespräch suchen

Auf reformierter Seite neu an Bord ist Pfarrer Jakob Vetsch, der den Dienst von Matthias Jost übernommen hat. Mit dem kirchlichen Angebot im Einkaufszentrum ist er bereits bestens vertraut: Er baute 2007 die Kapelle im damals frisch eröffneten «Sihlcity» mit auf. Wegen rückläufigen Besucherzahlen musste diese ihren Betrieb nach zwölf Jahren allerdings einstellen. 

Im Glattzentrum sei die gute Lage Trumpf, so Vetsch. Der nachmittags geöffnete Raum ist gut besucht: Bis zu 30 Leute halten sich hier täglich auf. Vetsch ist wie seine Kollegin im Teilzeitpensum tätig. Seine Aufgabe sieht er in der Kommunikation. «Kirche muss den Dialog mit den Menschen suchen.» Auch im Einkaufszentrum müsse sie präsent sein.