Beheimatet in der Antonierkirche

«Weil ich in lutherischer Form konfirmiert und erzogen worden bin.» «Weil meine Mutter gesagt hat: Diese Kirche ist die wichtigste.» «Weil mir der Gottesdienst, die Zusam­men­gehörigkeit und das Wort Gottes etwas bringen.» Mit diesen und ähnlichen Aussagen begründeten be­­fragte Gemeindeglieder vor Kurzem, wes­halb sie zur Evangelisch-Luthe­­ri­schen Kirche Bern gehören.

Das lutherische Bekenntnis ist ei­ne der Konfessionen innerhalb der protestantischen Glaubensfamilie und geht auf den deutschen Reformator Martin Luther zurück, der vor 500 Jahren am Reichstag zu Worms dem Kaiser die Stirn bot. Luthers Haltung, dass allein das Evangelium den Glauben vermittle und die göttliche Gnade nicht erworben, son­dern geschenkt werde, führte zur Trennung von Rom und zur Gründung einer evangelischen Kirche, der «lutherischen» Kirche eben, die vorab in Deutschland und Skandinavien beheimatet ist.

Von Deutschland nach Bern

Lutherische Gemeinden gibt es aber weltweit, auch in der Schweiz. Jene in Bern feiert am 16. und 17. Oktober 65-jähriges Bestehen und 60-
jährige Eigenständigkeit, am Samstag mit offener Tür und am Sonntag mit einem Festgottesdienst.

Die Pfarrerin der Evangelisch-Lu­­the­­rischen Kirche Bern ist Renate Dienst. Zuvor war sie in Frankfurt am Main tätig, seit zwei Jahren arbeitet sie nun in Bern, wo sie in den 80er-Jahren auch studiert hat. Ihr Wirkungskreis ist gross und umfasst die Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg und Solothurn. Ungefähr 1000 Personen gehören der Gemeinde an, die meisten haben deutsche Wurzeln, einige sind Expats, andere dauerhaft in der Schweiz niedergelassen und vielfach auch eingebürgert.Im Kanton Bern seien die meisten zugleich Mitglieder der evangelisch-reformierten Landeskirche, sagt Renate Dienst.

Leise klingt Katholisches an

Ihre Gottesdienste in Bern begehen die Lutheraner jeweils in der Antonier­kirche beim Rathaus. Ein lutheri­scher Gottesdienst sei betont litur­gisch, mit Wechselgesängen, die an katholische Feiern erinner­ten, erklärt die Pfarrerin. Und zum Abendmahl gibt es die Ob­late; auch hier klingt ein bisschen die ka­tholische Kirche an, von der sich Mar­­tin Luther ei­gent­lich gar nicht trennen wollte.

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