Mit dem Buch «Du bist die Welt. Schamanischer Weisheit auf der Spur» kehrt Brantschen zu den Ursprüngen der Religiosität zurück. Seine schamanische Reise beginnt mit persönlichen Erfahrungen: Ein Besuch bei seiner Nichte, die sich selbst scherzhaft als «Kräuterhexe» bezeichnet, führt ihn zu schamanischen Praktiken und Denkweisen. Diese öffnen ihm den Zugang zu tiefen Einsichten über die Beziehung zur Natur, zu Mitmenschen und allem Lebendigen. Am Podcast-Festival von «RefLab» stellte Niklaus Brantschen in Zürich seinen Weg zum Schamanismus vor.
Urquelle der Spiritualität
Brantschens Buch erscheint in einer Zeit, in der Mobilität, Konsum und Digitalisierung die Entfremdung von der Natur vorantreiben. Brantschen bringt in diese Debatte einen Ansatz ein, der archaische Spiritualität mit ökologischer Verantwortung und globaler Ethik verbindet.
Sein Vorstoss überrascht nicht: Seit Jahren vermittelt der Jesuit zwischen Zen und Christentum. Doch mit «Du bist die Welt» geht er einen Schritt weiter. Brantschen versteht Schamanismus nicht als Glaubenssystem, sondern als Lebenshaltung – verwurzelt in Respekt vor allem Lebendigen, vor Pflanzen, Tieren und dem Kosmos. Angesichts der Kirchenkrise fordert er, die vorreligiösen Wurzeln wiederzuentdecken. «Priester oder Priesterinnen sind Menschen, die heilend wirken und ein Segen für andere sind», erklärte er der Kulturjournalistin Johanna di Blasi auf der Bühne des «RefLab»-Podcast-Festivals.