Ein buntes Fest der reformierten Identität

Kirche

Erstmals feierten die reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz ein grosses Jugendfestival. Es wollte die Vielfalt des evangelischen Glaubens aufzeigen.  

Hunderte Hände recken sich in die Höhe. Jugendliche springen rhythmisch durch die «Stage One» in der Veranstaltungshalle 550 in Zürich-Oerlikon. Mit der Musik von DJ Jack Dylan ist das Refine am Samstagabend in vollem Gange. «Die Stimmung hier am Refine gefällt mir sehr gut», sagt Joel, Konfirmand aus dem Kanton Bern. To Refine kommt aus dem Englischen und heisst veredeln. Auf dem reformierten Jugendfestival wurden Jugendliche aus der Deutschschweiz ermutigt, ihren Glauben zu entwickeln oder sogar weiterzuentwickeln.

Konzerte und Workshops

Das reformierte Jugendfestival Refine feierte vom 31.10 bis 2.11 in Zürich Premiere und über 2000 Menschen aus der ganzen Deutschschweiz kamen, um Musik-Gottesdienste, Workshops und Begegnungen zu erleben. Ob als Tagesgast oder Teilnehmer des ganzen Wochenendes, die Besuchenden konnten ihre Aufenthaltsdauer flexibel wählen.

Am Einlass hatte es für jeden eine rosafarbene Wasserflasche zum Wiederauffüllen. Isomatte und Schlafsack musste man jedoch im Gepäck haben, denn als Schlafplatz dienten abgeteilte Bereiche auf dem Hallenboden. Menschen in rosafarbenen T-Shirts mit der Aufschrift «Awareness» zeigten Präsenz und gehörten zum umfangreichen Schutzkonzept des Festivals.

Bibel und Bässe

«Bibel kreativ», «Wenn die Welt brennt», «Seenotrettung» oder Themen rund um Liebe, Gefühle und Sexualität- die Jugendlichen konnten wählen, welcher der 48 Workshops ihnen zusagte. In abgetrennten Bereichen oberhalb der Veranstaltungsbühne «Stage One» wurden die bis zu zweistündigen Workshops durchgeführt. Unten auf der Bühne wummerten die Bässe des Rock- oder Metall-Gottesdienstes, der parallel stattfand. Den Jugendlichen schien es zu gefallen:  «Mir gefällt es am besten, das überall immer etwas los ist, man immer etwas zu tun hat und es ein mega vielfältiges Programm gibt», so eine Konfirmandin aus der Kirchgemeinde Herzogenbuchses.

Wer nicht gerade im Workshop sass, konnte sich im Bogenschiessen üben, sich die Haare schneiden lassen oder mit der VR-Brille in Minecraft abtauchen. Denn das Bibellabor der von Cansteinschen Bibelgesellschaft aus Berlin war mit seinem Minecraft-Server zu Gast. «Man kann bei uns zum Beispiel einen Psalm nachbauen oder sein Gemeindehaus», erklärte Thomas aus Köln. Auch Gottesdienste werden über den Server angeboten. Idee der Minecraft-Kirche ist, die Verbindung zwischen jugendlicher Welt, Kirche und Bibel herzustellen.

Pietismus und Feminismus

Letztgenanntes war das Ziel des gesamten Festivals, das unter dem biblischen Motto «Alles ist möglich» (Phil 4,13) stand und 400 Mitarbeitende beschäftigte. «Die reformierte Theologie ist breit und das wollten wir auch abbilden. Vom Feminismus bis zum Pietismus ist etwas dabei», sagte Mitorganisator Urs von Orelli.

Wer dann doch mal eine Pause von allem brauchte, konnte sich in den oberen Stock der Halle zurückziehen. Dort gab es die «Oase», einen Ort für Stille, verschiedene Brettspiele und eine Seilbahn mittels der man über den Hallenboden fliegen konnte.

Meatballs und Bananen

Gegessen wurde gemeinsam an Biertischen- unter anderem 110 Kilogramm Meatballs , 400 Kilo Bananen und 1000 Schokoriegel. Auch der Song zum Festival, der eigens für den Anlass geschrieben wurde, stellte einen Rekord auf. «Aues» von Rapper AP VISE stieg mit Platz 1direkt in die HipHop I Tunes Charts der Schweiz ein. Das nächste Refine steht auch schon Fest und wird im November 2027 in Baselland ausgerichtet werden.