Muris Begovic spricht von einem «historischen Moment». Die interreligiöse Zusammenarbeit habe mit dem Entscheid der Synode «ein neues Level erreicht», sagt der Präsident der Vereinigung der islamischen Organisationen in Zürich (Vioz). Und Regierungsrätin Jacqueline Fehr erklärt auf Anfrage von «reformiert.», dass die reformierte und die katholische Kirche im Kanton Zürich «Geschichte geschrieben haben».
Im Dienst der Gesellschaft
Das jüngste Kapitel verfasste das Parlament der reformierten Kirche am 18. November nach kontroverser Debatte: Mit deutlichen Mehrheiten von jeweils mehr als zwei Dritteln bewilligten die Synodalen insgesamt 1,5 Millionen Franken, die in den nächsten drei Jahren Projekten der Vioz zugutekommen.
Zuvor hatte schon die Synode der römisch-katholischen Körperschaft den gleichen Betrag bewilligt. Das Geld stammt aus dem Rahmenkredit von 300 Millionen Franken, mit dem der Kanton in der Beitragsperiode von 2026 bis 2031 Leistungen der öffentlich-rechtlich anerkannten Kirchen honoriert, die der ganzen Gesellschaft zugutekommen.
Finanzielle Hilfe als Auftrag
Finanziert wird das Weiterbildungsangebot «Zürich Kompetenz», das Imame und andere religiöse Betreuungspersonen an die Institutionen und das Wertesystem in der Schweiz heranführt. Auch die interreligiöse Zusammenarbeit werde gefördert «und kommt so an der Basis an», sagt Begovic. Er beobachtet, dass Absolventen des Kurses ihre Moscheen für den Dialog öffnen.
Ebenfalls Geld erhält die Vioz, um die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Spitälern zu bezahlen. Darüber hinaus werden in der Seelsorge die Qualitätssicherung und Ausbildung finanziert. Alle Projekte sind bereits etabliert. Der Kanton musste sich aber als Geldgeber zurückziehen, weil ihm die rechtliche Grundlage für eine weitere Finanzierung fehlt. Er bekommt nun sechs Jahre Zeit, um die gesetzlichen Voraussetzungen für eine dauerhafte Unterstützung der Projekte zu schaffen.
Gegen die Radikalisierung
In Zukunft will die Vioz vermehrt in die Jugendarbeit investieren. Dort sei insbesondere die Präventionsarbeit gegen Radikalisierung wichtig, betont Begovic. Auch dieses Ziel verbinde die Religionsgemeinschaften.
Für Fehr markiert der Entscheid «den Höhepunkt in der jahrelangen Zusammenarbeit der verschiedenen Religionsgemeinschaften». Begovic zeigt sich «erfreut und beeindruckt von der Überzeugungskraft», mit der sich Kirchenratspräsidentin Esther Straub engagiert habe. Sie versteht das finanzielle Brückenangebot der Kirchen als einen Beitrag zur «Integration und Partizipation der muslimischen Gemeinschaft».
Zürich ist nicht Kabul
Bei den Gegnern der Vorlage vermisste Begovic die Bereitschaft, sich tatsächlich mit den Projekten auseinanderzusetzen. Stattdessen wurde vor der Gefahr gewarnt, die vom Islam an sich ausgehen soll. «Aber Zürich liegt nicht in Afghanistan», sagt Begovic. Auch die Vioz sei darauf angewiesen, dass «Imame die Institutionen im Kanton Zürich verstehen und sie respektieren».
Der Vioz-Präsident versteht die Unterstützung als Auftrag, noch besser, professioneller und transparenter zu arbeiten: «Wir müssen uns beweisen.» In drei Jahren wird die Vioz bei den Kirchen erneut ein Gesuch um finanzielle Unterstützung einreichen müssen.
