Gretchenfrage 28. März 2023, von Katharina Kilchenmann

«Mein Schutzengel war immer dabei»

Gretchenfrage

Maria Walliser gewann im Skiweltcup 25 Rennen. Sie hat aber auch noch andere grosse Herausforderungen gemeistert. Jetzt lebt sie zurückgezogen in den Bergen.

Wie haben Sies mit der Religion, Frau Walliser?

Ganz gut, finde ich! Meine Einsichten und Anschauungen sind wie ein Puzzle: Ich nehme aus verschiedenen Religionen den einen oder anderen Glaubenssatz heraus und lasse mich von dem positiven und Halt spendenden Wissen inspirieren. Etwas darf dabei einfach nicht fehlen: der Bezug zur Schönheit und zur Kraft der Natur.

Sie sind im Toggenburg in einer katholischen Familie aufgewachsen.

Ja, in einem Dorf mit einer wunderschönen Kirche. Ich erinnere mich besonders an die Zeit als Ministrantin. Wir waren die ersten Mädchen, denen es erlaubt war zu ministrieren. Endlich waren die Gottesdienste nicht mehr langweilig. Ich hatte etwas zu tun und kannte mich bestens im Kirchengesangbuch aus. Seither nutze ich Kirchen, Kapellen und Grotten als Rückzugsorte. Die Stille tut mir gut.

Meine Skikarriere verlief fast unfallfrei, und meine Dankbarkeit richtet sich deshalb auch himmelwärts.
Maria Walliser,

Skirennen fahren auf dem Niveau, wie Sie es taten, braucht auch Mut. Wünschten Sie sich manchmal einen Schutzengel herbei?

Oh ja, und der war auch immer dabei! Meine Skikarriere verlief fast unfallfrei, und meine Dankbarkeit richtet sich deshalb auch himmelwärts. Mir war immer klar, dass es eine mächtige Kraft im Universum gibt, von der ich kostenlos zehre.

Das Leben mit Ihrer Tochter Siri, die mit einer Beeinträchtigung zur Welt kam, war sehr anspruchsvoll. Wie haben Sie die Zeit gemeistert?

Wie sagt ein Sprichwort so treffend: «Dein Rucksack ist nur so schwer, dass du ihn noch tragen kannst.» Es war eine sehr schwierige Phase in meinem und unserem Familienleben. Offenheit, der Glaube an das Gute und das Vertrauen in eine höhere Macht haben mich damals wie heute getragen. Meine Tochter ist nun längst erwachsen, und für mich ist die Zeit reif, mehr Stille und Zurückgezogenheit zu leben. Und das zu tun, gelingt mir in meinen geliebten Bergen am besten.